Ausstellung

FRANZ POLITZER
Landschaften

TITUS LERNER
Menschenbilder


Eröffnung:
So. 5. April 1998
 

Ausstellungsdauer:
6. April - 7. Juni 1998

 

Museum
Schloß Lichtenberg

Sommergalerie

 

D 64405 Fischbachtal/Odw.

 

KRITIK BENSHEIM 2000

WEITERE KRITIKEN

 

                    Darmstädter Echo
16. April 1998
Landschaft und Mensch
Ausstellung: Franz Politzer und Titus Lerner auf Schloß Lichtenberg

Ein Baum schwebt über der Erde, seine Wurzeln halten ein quadratisches Stück Scholle fest. Durch das Loch in der Erde sieht man ein Stahlgerüst: Der Maler Franz Politzer gibt der Erdkugel ein Innenleben aus Streben und bestückt die Oberfläche mit hügeligen Landschaften und einem hellblauen Himmel. Die fiktiven Landschafts- bilder sind derzeit in der Sommergalerie auf Schloß Lichtenberg zu sehen. Einige der Ölbilder und Grafiken erinnern stark an die surrealen Welten des Belgiers Rene Magritte. Da schwebt ein Fenster mitten durchs Grün ("Die innere Nacht", 1985), umgreift ein gläserner Turm einen kleinen Hügel ("Schützender Turm", 1991), spiegelt ein Brückenbauwerk Teile der Landschaft wider (Veränderndes

Bauwerk", 1998).Die phantastische Natur ist wohlgeordnet. Es gibt keine Menschen in Politzers Bildern - und folglich auch keinen Unrat im Unterholz. Dieser Maler komponiert aufgeräumte Landschaften: Flüsse nehmen einen Zickzackkurs hin zum lichten Horizont, Hügelketten, Wäldchen und Berge sind ordentlich aufgereiht. In der "Zerteilten Landschaft" kreuzt etwa helles Mauerwerk diagonal durch grünes Gebüsch. Und immer wieder gibt es Durchblicke. Felsen, Pyramiden oder Mauerbögen geben den Blick frei auf die nächste Landschaft, auf das Bild hinter dem Bild. Die Besucher der Sommergalerie müssen auf Menschenbilder nicht verzichten. Galerist Wolfgang Böhler konfrontiert die "Landschaften ohne Mensch" mit den Plastiken und Terrakotten des

Bildhauers Titus Lerner: "Mensch ohne Landschaft" lautet hier das Motto. Die Bewegung ist das Thema der Bronzefiguren. Den Oberkörper nach vorne gebeugt, den Blick starr nach unten gerichtet, geht es mit weit ausholenden Schritten "Immer voran", so der Titel einer Arbeit. Bei diesen Bronze-Menschen scheint nur das Vorwärtskommen zu zählen. Vielleicht hat Lerner deshalb den "Fort-Schritt" in einer Skulptur mit einem Kopf, vier Armen und drei Beinen ausgestattet. Doch grenzenlose Freiheit gibt es auch in der Plastik nicht: "Ikarus" fallt kopfüber vom Himmel. Die nutzlosen Flügel der Bronzeplastik sind zwar noch wie zum Fliegen ausgebreitet, doch der Sohn des Daidalos hat sich seinem Schicksal längst ergeben. Er stürzt. Die Bronze mit dem Titel "Beziehungen" zeigt einen Mann und eine Frau. Der Mann streckt die Hand nach der Frau aus, berührt sie an der Schulter. Doch sie neigt ihm nur leicht den Kopf zu, ihr Körper weicht zur Seite aus: Sie läßt sich nicht aufhalten. Als Mensch, so wird beim Betrachten des Pärchens klar, ist man letztendlich eben doch alleine. Auch diese Situation hält der Künstler in der Plastik mit dem Titel "Als Kreatur" fest. Allen Dingen beraubt, sitzt das Menschlein mit angewinkelten Armen und Beinen da, rollt sich zusammen wie ein Embryo und sucht die Wärme in sich selbst.

Sabine S c h i n e r


Bis 7. Juni; Öffnungszeiten: mittwochs und freitags 14 bis 17 Uhr, samstags, sonntags und an Feiertagen 10 bis 17 U

ZERTEILTE LANDSCHAFT - Ölgemälde von Franz Politzer, zu sehen in der Ausstellung auf Schloß Lichtenberg.