KOBLENZ. Als sich die Wiener Schule in den 70er-Jahren
des 20. Jahrhunderts noch im Wesentlichen mit Phantastischem
Realismus, Abstraktem Expressionismus und
Tachismus abgab, ging er mit seinen
"Besonderen. Landschaften"
schon einen eigenen Weg: Dem ist Franz Politzer - gebürtiger
Wiener des Jahrgangs 1950, der lange in Limburg und Diez lebte
- treu geblieben - bis heute, wie eine Ausstellung mit neueren
Bildern des Künstlers in der Galerie Laik in Koblenz zeigt.
Landschaften sind es, die ei-
gentlich alle Anlagen dazu
hätten, Herz erwärmenden
Klischeevorstellungen von
Romantik zu entsprechen,
Landschaften mit Baumgrup-
pen, Wäldern, weiten Wiesen ,Hügeln, Seen, Flüssen.
Trotzdem aber lassen Politzers Bilder eher die Seele gefrieren,
Natur ist in ihnen, trotz allem minutiösen, geradezu altmeisterlich
in Öl gemalten, einem jedem Blättchen, jedem Ästchen
sein Recht einräumen den Detail-realismus, das Werk absoluter
Künstlichkeit.
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Natur wie aus der Retorte
oder vom Reißbrett, Natur wie unter einer Art Glasglocke,
die es keinesfalls zufällig tatsächlich in diesen
Arbeiten gibt. Das ist Schutz oder Gefängnis für
einige ins Makrokosmische vergrößerte, erst recht
zerbrechlich anmutende Pflänzchen.
Immer dann, wenn das Auge damit beginnen will, sich
wohlig in diesem alles beherr-
schenden, Himmel und Erde verknüpfenden, schier grenz-
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losen Meer transparentester Grün- und Blautöne
zu baden, wird die schöne Totale jäh durchbrochen, stechen ihm
Kuben, Pyramiden- oder säulenartige geometrische Gebilde, in
Spiegelungen und Reflexionen eingefrorene Landschaftssplitter
schmerz-lich entgegen. Was zuvor beruhigend real schien, entschwindet
endgültig ins verunsichernd Irreale. Anteil daran scheint nicht
zuletzt auch der Mensch zu haben,
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als Motiv zwar gänzlich
abwesend in Politzers Landschaften, präsent jedoch in übergenauen,
übergeometrischen, monu-
mentalen architektonischen
Schöpfungen - in Brücken,
Türmen, Obelisken, die noch
erheblich zu Kühle und Künstlichkeit beitragen.
Da schwindet denn der letz-
te Rest von Paradiesischem,
der dieser Natur angeheftet
haben mag, versteckt sich jeder Gedanke an deren Fruchtbarkeit
hinter dem an ihrerSterilität.Trotz
allem und gerade deshalb faszinieren die Landschaften des Franz
Politzer unvermindert, entführen den Betrachter in jenes
seltsame Zwischenreich von Traum
und Albtraum, in dem zu bleiben und das zu fliehen er sich beides
wünscht. Zumindest das teilen die Bilder dann doch mit
der phantastischen Variante der Wiener Schule. .(ls)
Ausstellung in der Galerie Laik, Altenhof 9,
ist bis 2. Mai zu sehen. Öffnungszeiten: montags bis freitags
11 bis 18.30; samstags 11 bis bis 14 Uhr.
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