Rheinzeitung
27./ 28. März 2004
Malerische Paradiese der Künstlichkeit
Die Galerie Jean-Marc Laik zeigt Landschaften von Franz Politzer - Bilder lassen das Herz gefrieren

KOBLENZ. Als sich die Wiener Schule in den 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts noch im Wesentlichen mit Phantastischem Realismus, Abstraktem Expressionismus und Tachismus abgab, ging er mit seinen
"Besonderen. Landschaften"
schon einen eigenen Weg: Dem ist Franz Politzer - gebürtiger Wiener des Jahrgangs 1950, der lange in Limburg und Diez lebte - treu geblieben - bis heute, wie eine Ausstellung mit neueren Bildern des Künstlers in der Galerie Laik in Koblenz zeigt.
Landschaften sind es, die ei-
gentlich alle Anlagen dazu
hätten, Herz erwärmenden
Klischeevorstellungen von
Romantik zu entsprechen,
Landschaften mit Baumgrup-
pen, Wäldern, weiten Wiesen ,Hügeln, Seen, Flüssen. Trotzdem aber lassen Politzers Bilder eher die Seele gefrieren, Natur ist in ihnen, trotz allem minutiösen, geradezu altmeisterlich in Öl gemalten, einem jedem Blättchen, jedem Ästchen sein Recht einräumen den Detail-realismus, das Werk absoluter Künstlichkeit.

Natur wie aus der Retorte oder vom Reißbrett, Natur wie unter einer Art Glasglocke, die es keinesfalls zufällig tatsächlich in diesen Arbeiten gibt. Das ist Schutz oder Gefängnis für einige ins Makrokosmische vergrößerte, erst recht zerbrechlich anmutende Pflänzchen.
Immer dann, wenn das Auge damit beginnen will, sich
wohlig in diesem alles beherr-
schenden, Himmel und Erde verknüpfenden, schier grenz-

losen Meer transparentester Grün- und Blautöne zu baden, wird die schöne Totale jäh durchbrochen, stechen ihm Kuben, Pyramiden- oder säulenartige geometrische Gebilde, in Spiegelungen und Reflexionen eingefrorene Landschaftssplitter schmerz-lich entgegen. Was zuvor beruhigend real schien, entschwindet endgültig ins verunsichernd Irreale. Anteil daran scheint nicht zuletzt auch der Mensch zu haben,

als Motiv zwar gänzlich abwesend in Politzers Landschaften, präsent jedoch in übergenauen,
übergeometrischen, monu-
mentalen architektonischen
Schöpfungen - in Brücken,
Türmen, Obelisken, die noch
erheblich zu Kühle und Künstlichkeit beitragen.
Da schwindet denn der letz-
te Rest von Paradiesischem,
der dieser Natur angeheftet
haben mag, versteckt sich jeder Gedanke an deren Fruchtbarkeit hinter dem an ihrerSterilität.
Trotz allem und gerade deshalb faszinieren die Landschaften des Franz Politzer unvermindert, entführen den Betrachter in jenes seltsame Zwischenreich von Traum
und Albtraum, in dem zu bleiben und das zu fliehen er sich beides wünscht. Zumindest das teilen die Bilder dann doch mit der phantastischen Variante der Wiener Schule. .(ls)

Ausstellung in der Galerie Laik, Altenhof 9, ist bis 2. Mai zu sehen. Öffnungszeiten: montags bis freitags 11 bis 18.30; samstags 11 bis bis 14 Uhr.

Die Galerie Laik zeigt Politzers Werke, Foto: Thomas Frey